Seit 2 Wochen wohne ich jetzt hier in Mpulungu mit den Schwestern im Convent.
Jede Person der wir davon erzählt haben meinte immer: „Lasst euch nicht alles gefallen!“ „Die Freiwillige vor euch hat abgebrochen, weil sie mit den Schwestern nicht klar kam!“ „Die sperren euch quasi ein und ihr dürft das Haus nach 18 Uhr nicht mehr verlassen!“ Was ein Glück, dass dem nicht so ist. Die Schwestern hier sind die liebevollsten Menschen die ich je getroffen habe. Empfangen wurden wir am Freitag von Sr. Juliet, der Leiterin des Convents und die Rektorin der Stella Maris Convent School. Sie hatte uns Macaroni und eine Art Gulasch gekocht – damit hatte sie direkt einen Platz in unseren Herzen. Am nächsten Tag sind dann Sister Kampamba, Sister Jacinta Semba und Sister Anette angekommen. Sr. Kampamba ist für das Kochen in dem Boarding House zuständig und wohnt seit etwa 7 Monaten hier im Convent. Sr. Jacinta Semba ist eine neue, junge Schwester die jetzt in der Schule arbeitet und für die Finanzen zuständig ist. Sister Annette ist eine der Chefinnen des Ordens der Nonnen und kam für ein paar Tage zu besuch. Auch diese drei Schwestern sind unfassbar freundlich und vor allem auch an unserem Leben interessiert. Einen Abend saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer und haben uns Bilder aus Deutschland angeschaut, die wir extra vor Sambia ausgedruckt haben. Julia und ich teilen uns zwar im Moment noch ein Zimmer, aber damit haben wir, zumindest zurzeit, noch kein Problem. In unserer Projektbeschreibung stand, dass wir hier als Unterstützung für die Lehrer eingesetzt werden. Julia wurde dann der 2. Klasse zugeteilt, da diese Klasse aus 45 kleinen und sehr Aktiven Schülern besteht und die Lehrerin jede Hilfe gebrauchen kann. Ich sollte die Lehrerin der 4. Klasse beim Unterricht unterstützen. So weit so gut. Ich sitze also am Montagmorgen, meinem ersten Arbeitstag, im Lehrerzimmer und erfahre, dass meine Lehrerin noch nicht da ist. Ich, natürlich vollkommen verwirrt, bekomme einen anderen Lehrer zur Unterstützung zugeteilt. Dann gab es eine Schulversammlung auf dem Schulhof bei der die neuen Lehrer vorgestellt wurden und alle Sorgen waren zunächst vergessen. Als Julia und ich uns nur auf den Weg in die Mitte des Schulhofes gemacht haben wurden wir von allen Seiten angeschrien. „Come to Grade 2! “ „Grade 1! Grade 1! “„No, please to Grade 4! “ Als dann verkündet wurde, wo genau wir helfen werden gab es große Jubelschreie oder ein Gestöhne von Seiten der Kinder. Das war ein richtig seltsames Gefühl. Denn einige Kinder haben automatisch so etwas wie Ehrfurcht vor einem, nur weil man eine andere Hautfarbe hat. Wenn man Ihnen die Hand gibt um sie zu begrüßen knicksen sie vor einem, um Ihren Respekt zum Ausdruck zu bringen. Es ist wirklich erstaunlich welche Rolle man hier einnimmt. Außerdem sprechen einen die Kinder alle mit „Madame“ an. Eine weitere Sache an die ich mich erst einmal gewöhnen muss. Aber zurück zu meiner Klasse. Als ich dann in dem Klassenraum mit 30 Kindern stand wurde mir klar was das eigentlich bedeutet, dass meine Lehrerin nicht da ist. Zusammen mit dem anderen Lehrer Benn musste ich dann kurzfristig den Unterricht vorbereiten. Auch meine Erklärung, dass ich keine Lehrerin bin und keinerlei Qualifikation habe, hat keine Wirkung gezeigt. Ich sollte einfach mein Bestes geben und den Englisch Unterricht vorbereiten. Da dies aber auch nicht seine Klasse war, konnte er mir auch nicht sagen wie weit sie vor den Ferien gekommen sind. Ich habe also einfach eines der letzten Kapitel im Buch vorbereitet und durfte dann direkt mit dem Unterricht anfangen. Ich habe also nicht nur an meinem ersten Tag in Sambia unterrichtet ohne jegliche Informationen über den Lehrplan oder die Lehrmethoden hier in Afrika zu haben, sondern unterrichtet wird hier natürlich auch noch auf Englisch. Benn wollte nach mir eigentlich mit den Kindern so etwas wie Kunst und Naturwissenschaften machen, wurde dann aber weggerufen, um bei einem anderen Problem zu helfen. Das heißt ich musste dann spontan auch noch diesen Unterricht übernehmen. Ich habe den Schülern, dessen exotische Namen ich mir vermutlich nie merken werde, also einfach die Aufgabe gegeben etwas zu zeichnen was sie glücklich macht und danach haben wir über die Umwelt, insbesondere den Wald gesprochen. Obwohl hier jede einzelne Aufgabe von dem Lehrer überprüft und abgezeichnet wird, haben einige Schüler für das Schreiben des Datums genau so lange gebraucht wie andere für die ganze Aufgabe. Eine andere Lehrerin hat mir dann noch dabei geholfen die Klasse zumindest lautstärke-technisch unter Kontrolle zu bekommen. Auch am zweiten Tag war die Lehrerin noch nicht da. Das hieß für mich dann wieder, dass ich erneut den Job der Lehrerin übernehmen musste. Dienstagnachmittags haben alle Kinder der Schule die Möglichkeit sich einen Club auszusuchen und dort bis 15.30Uhr mitzumachen. Es gibt den Poetry, Press, Debate, Art, Mathemathics und Science Club. Sr. Juliet hat mich dann gefragt was ich denn gerne machen würde und ich bin dann zu dem Kunst Club gegangen in der Annahme dort etwas rumzusitzen und eventuell ein bisschen was zu zeichnen. Doch kaum war ich in dem Klassenraum mit den Schülern angekommen, die übrigens fast ausschließlich aus meiner 4. Klasse waren, wurde mit mitgeteilt, dass ich diesen Club leiten soll. Ich bin echt nicht der Typ der besonders gut in Kunst ist, geschweige denn die richtige Person um ANDEREN etwas beizubringen. Erneut hat mir der Lehrer Benn dann dabei geholfen. Wobei die Kinder mehr daran interessiert waren mir 1000 Fragen zu stellen über mein Leben in Deutschland als etwas zu zeichnen. Am dritten Tag habe ich gar nicht damit gerechnet, dass meine Lehrerin da ist. Wie durch ein Wunder war sie es aber doch. Seitdem sind fast 2 Wochen vergangen und der Alltag spielt sich so langsam ein. Ich unterstütze Madam Phiri jetzt nur gelegentlich, kontrolliere Aufgaben und versuche die Klasse unter Kontrolle zu bringen. Sogar Namen wie: Thabani und Salifianyi kann ich mir mittlerweile merken. Bereits jetzt kann ich sagen, dass das definitiv ein ziemlich spannendes Jahr werden wird. Falls ihr mit den ganzen Namen etwas überfordert seid könnt ihr bei meinem 'Who is Who' jederzeit nachlesen wen ich hier in meinem Jahr so kennen lerne.
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August 2018
Wer bin ich?
Ich heiße Alicia Meschede bin 19 Jahre alt und komme aus Paderborn. Nachdem ich nun meine Schullaufbahn beendet habe, gehe ich für ein Jahr nach Sambia, Afrika. Zusammen mit meiner Freundin Julia werde ich dort ein Jahr in Mpulungu arbeiten. |