Julia und ich sind im Oktober dem englischen Kirchenchor beigetreten. Wenn wir schon jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen müssen, dann wollen wir dabei immerhin ein wenig Spaß haben. Denn hier singt in jedem Gottesdienst ein Chor und der Gesang ist wirklich gut. Das war außerdem eine gute Möglichkeit für uns neue Leute kennen zu lernen und mal etwas anderes zu sehen als die Schule oder den Convent. Viermal die Woche sollen wir uns eigentlich zum Üben treffen. Die Betonung liegt hierbei auf eigentlich, denn Sambier sehen das mit der Zeit einfach ein bisschen lockerer als wir Europäer. Da kann es schon einmal passieren, dass die Menschen 1 1/2h zu spät zum Üben kommen oder auch einfach gar nicht. Manchmal wird sich auch damit rausgeredet, dass es am Vortag geregnet hat… Die Logik habe ich noch nicht ganz verstanden. Vor allem die Treffen am Dienstag und Freitag sind meistens spärlich besucht und nicht selten sind Julia und ich die einzigen die zum Üben auftauchen. Mittlerweile wundert mich bei unseren lieben Chorfreunden wirklich gar nichts mehr. Samstags soll das Üben um 9 Uhr beginnen, meistens sind aber erst gegen halb 11 / 11 genug Leute da, um wirklich anzufangen. Auch nach so langer Zeit nervt mich das noch ziemlich und jede Woche wird das Problem erneut angesprochen. Es werden wieder Aufrufe zur Besserung gemacht und Versprechen abgegeben, es in der nächsten Woche besser zu tun. Es bessert sich aber keiner und wir sitzen da erneut wie bestellt und nicht abgeholt. Manchmal verbringen wir unsere Zeit dann damit und mit den 2 – 3 Leuten zu unterhalten die tatsächlich gekommen sind. Das ist eigentlich auch immer ganz schön, weil man sich dann mal so richtig Austauschen und viele Fragen über Deutschland beantworten kann. Oft werden wir gefragt, wie sich unser Jahr finanziert, wie Schule in Deutschland funktioniert und wie realistisch es für sie ist mal nach Deutschland zu kommen. Für das Leben im Convent mit den Schwestern interessieren sich auch immer recht viele Personen. Ein Gesprächsthema findet man also eigentlich immer. Wenn dann aber mal tatsächlich viele Menschen da sind klingt der Gesang echt gut. Der Chor ist in 4 Stimmen aufgeteilt: Sopran, Alt, Tenor und Bass. Jede Woche bin ich wieder überrascht davon mit was für einer Kraft die Menschen hier singen können und wie schön das dann klingt. Wenn ich versuche das nachzumachen, dann klingt das eher wie ein lautes Schreien und definitiv nicht mehr wie Gesang. Mittlerweile kann ich aber behaupten mich im singen verbessert zu haben. Hier habe ich mal ein paar Aufnahmen von unseren Gospel Liedern hochgeladen, damit ich versteht wovon ich hier überhaupt spreche. Das Lied Amalumbo z.B. ist ein Lied auf Bemba und wird jede Woche in verschiedenen Variationen zum Gloria gesungen. Das Wort Amalumbo bedeutet nämlich Gloria auf Bemba.
Sonntags nach dem Gottesdienst treffen wir uns dann, um unsere Leistung zu bewerten und um die neuen Lieder für die nächste Woche auszuwählen. Dabei werden Songs auf Englisch, Kiswahili, Nyanja, Bemba und manchmal sogar deutsch genutzt. Im November haben wir das erste Mal ein deutsches Lied gesungen und momentan versuchen wir dem Chor „Heilig Herr, heilig bist du“ und „Großer Gott wir loben dich“ beizubringen. Die Melodie haben sie eigentlich immer schnell drauf, das Problem liegt dann eher in der Aussprache. Während es für Julia und mich recht leicht ist auf Bemba oder Nyanja zu singen, fällt es den Sambiern unfassbar schwer deutsch überhaupt auszusprechen. Daher haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht Ihnen den Song vorzusingen und sie schreiben den Text dann einfach so auf wie sie ihn verstehen. Da wird s dann oft durch ein z ersetzt und f wird zu v. Besonders schwer sind dann Wörter wie zum Beispiel „Mächte“, „bewundern“ oder „jauchzen“. Irgendwie bekommen sie es dann aber doch meistens hin. Der Chor ist ein wirklich sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens hier geworden. Mittlerweile zählen viele davon zu meinen bzw. unseren Freunden und wir verbringen gerne Zeit mit Ihnen. So wurden wir zum Beispiel zu einer kleinen Grillparty eingeladen und haben dort leckeres Essen gegessen, ein paar Spiele gespielt und viele Fotos gemacht. Sie wollen außerdem eine kleine Abschiedsparty im August für uns organisieren, um uns zu verabschieden. Ohne den Chor wäre mein Alltag hier wirklich um einiges eintöniger und ich werde den Gesang in der Kirche wirklich sehr vermissen. Der Gottesdienst hier ist doch sehr anders als bei uns in Deutschland.
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Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt schon einmal etwas zu dem Essen hier gesagt habe. Aber das Essen hier ist gar nicht mal so übel. Klar essen wir hier sehr einfältig, aber es geht wirklich klar. Mittags essen wir in dem Internat der Schule, damit wir in der Mittagspause nicht nachhause fahren müssen. Da gibt es jeden Tag Nshima, Gemüse und Fleisch, Fisch oder Bohnen. Wir haben hier also doch eine recht ausgewogene Ernährung. Abends kocht Oxilia, unsere Hausfrau, für uns im Convent. Da kocht sie für Julia und mich meistens Kartoffeln, Reis oder Spaghetti. Denn zwei Mal am Tag brauchen wir das Nshima wirklich nicht. Nshima ist eine Art Brei die aus Maismehl und Wasser gemacht wird. Dieses Mehl wird langsam in heißes Wasser hinzugefügt und dabei wird die Masse stetig umgerührt. Nach und nach kommt immer mehr Mehl dazu, bis die Masse einer dickflüssigen Pampe gleicht. Das ist dann der Punkt an dem ich die Köchinnen immer anstarre, denn die haben eine ganz besondere Art und Weise umzurühren. Das sieht einfach total faszinierend aus und ist wirklich nicht leicht nachzuahmen. Besonders beeindruckend ist es dann wenn man z.B. Bana Peter im Internat dabei zu sieht, wie sie Nshima für etwa 40 Personen zubereitet und mit einem riesigen Holzlöffel über dem Topf steht und kraftvoll umrührt. Julia und ich schaffen es nicht einmal ein kleines Töpfchen von der Mehlpampe zuzubereiten. Hier gibt es nämlich ganz selten Geräte die einem die Arbeit beim kochen erleichtern, eigentlich macht man hier alles mit den Händen. Wirklich nach etwas schmecken tut der Maismehlbrei eigentlich nicht. Es schmeckt ungefähr so gut wie es auch aussieht. Die Menschen hier fahren aber total darauf ab und essen es teilweise 3-mal am Tag. Für sie ist das Nshima (Ubwali in Bemba) der Energielieferant, der Ihnen die Kraft für den Tag gibt. Hier in Sambia und in vielen anderen Ländern Afrikas gibt es nämlich das „staple of food“. Das heißt, es gibt ein besonderes „Gericht“ oder eine besondere Sache die eigentlich zu jeder Mahlzeit serviert wird. Die Kinder und Erwachsenen sind immer ganz erstaunt wenn ich sage, dass wir sowas in Deutschland gar nicht haben. In Namibia, Malawi und Tansania gibt es auch immer etwas Ähnliches wie Nshima. Das Mehl kann man in großen 25kg Säcken für jeweils etwa 6€ überall auf dem Markt kaufen. Von so einem Sack kann eine 5 köpfige Familie etwa 2 Monate leben. Nshima ist hier also ein recht billiges und energielieferndes Lebensmittel und wird daher oft und gerne gegessen. Die Menschen sind immer erstaunt zu hören, dass auch wir Nshima essen. Allerdings essen wir eine ungewöhnliche Menge, denn schon die Kinder im Internat bekommen den ganzen Teller vollgeschaufelt. Julia und ich können allerdings nur einen kleinen Klumpen davon essen und sind dann schon voll. Ich habe mir den Geschmack vorher immer wesentlich schlimmer vorgestellt, als er wirklich ist. Nach nun über 9 Monaten und jedem Tag Nshima muss ich nun sagen, dass mir die Lust darauf definitiv vergangen ist und ich es kaum erwarten kann wieder etwas abwechslungsreicher zu essen. Bis jetzt hört sich das essen ja noch recht normal an, ich weiß. Aber die Menschen essen hier auch Dinge, die ich vorher noch nie probiert habe. Dazu gehören Innereien einer Kuh, Hühnerfüße, Raupen, komische fliege-Tiere und andere Krabbeltiere. Wirklich gut geschmeckt hat mir davon nichts, aber immerhin habe ich es probiert.
Einmal hatten wir auch 2 ganze, tote, zerstückelte Kühe bei uns im Innenhof liegen… Diese Bilder werde ich aber lieber nicht hoch laden. Wir hatten für etwa 2 Tage auf jeden Fall einen recht strengen Geruch im Convent. Gegessen wird hier außerdem immer mit der Hand. Messer, Gabel und Löffel gibt es zum Mittagessen nie. Das ist immer dann besonders schön, wenn es Bohnen gibt... Dann muss man sich die nämlich mit der Hand in den Mund schaufeln :D außerdem ist das Nshima immer ziemlich heiß. Man verbrennt sich also so ziemlich bei jedem Essen die Fingerkuppen. |
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August 2018
Wer bin ich?
Ich heiße Alicia Meschede bin 19 Jahre alt und komme aus Paderborn. Nachdem ich nun meine Schullaufbahn beendet habe, gehe ich für ein Jahr nach Sambia, Afrika. Zusammen mit meiner Freundin Julia werde ich dort ein Jahr in Mpulungu arbeiten. |