Seit Ende November habe ich jetzt schon Ferien. Die ersten zwei Wochen des Urlaubs wurden aber intensiv genutzt. Während die meisten Freiwilligen die Zeit nutzen um zu reisen, haben Julia und ich ein Krankenhauspraktikum in Chilubula gemacht. Sr. Juliet war so lieb uns dieses Praktikum zu ermöglichen. Das St. Fidelis Mission hospital liegt 30 Minuten von Kasama entfernt mitten im Busch. Öffentliche Verkehrsmittel sind hier Fehlanzeige. Geführt wird das Krankenhaus von demselben Schwesternorden, der auch unsere Schule leitet. Bei den Sisters of the child Jesus haben wir in den 2 Wochen auch gewohnt. Was ich in diesen paar Tagen alles erlebt habe lässt sich kaum zusammenfassen. Ich sag mal so viel: ich musste jetzt mein 3. Tagebuch anfangen. Das Krankenhaus ist recht klein mit 6 Stationen plus so etwas wie einer Notaufnahme. Es gibt eine Station für Frauen, eine für Männer, eine für Kinder und eine für Schwangere. Auf jeder Station ist Platz für etwa 10 Patienten. Manchmal, so wie bei uns, gibt es aber einfach zu viele Patienten und die müssen dann auf einer anderen Station untergebracht werden. Außerdem gibt es noch die high cost station. Dort werden dann die Patienten untergebracht die freiwillig für ihren Aufenthalt bezahlen, so in etwa wie Privatversicherte bei uns. In Zambia ist die Behandlung in einem Krankenhaus nämlich grundsätzlich kostenlos. Sogar für Operationen muss man nicht bezahlen. Es gab in dieser Zeit im Krankenhaus so viele unfassbar spannende und auch wirklich traurige Fälle. Am häufigsten waren die Patienten aber an Malaria oder Sichelzellen erkrankt. Ein kleines Baby aus einem Dorf in der Gegend war am ganzen Körper verbrannt, weil deren Holzhütte feuer gefangen hatte. Ein anderes Mädchen hatte einen Spinnenbiss am Auge und ein komplett zugeschwollenes Gesicht. Fälle von Schlangenbissen, AIDS und missglückten Abtreibungen waren keine seltenheit. Zwei Kinder haben sich beim spielen so verletzt, dass sich ein Bluterguss unter der Haut gebildet hat. Das wurde dann einfach mitten auf der Station mit dem Skalpell aufgeschnitten. Eine der schlimmeren Erfahrungen war die Amputation des Zehs eines Jungen. Der wurde auch von einer Schlange gebissen, aber die Eltern hatten nicht die Möglichkeit mit ihm zu einem Krankenhaus zu fahren. Zwei Wochen später war der Zeh schon schwarz angelaufen und der Arzt hatte leider keine andere Wahl mehr. Also hat er dann den Zeh quasi vor den Augen der anderen Patienten auf der Station entfernt. Da wurde mir dann doch etwas mulmig zumute. Highlight der Zeit im Krankenhaus waren für mich aber auf jeden Fall die 3. Operationen bei denen ich dabei sein durfte. Ich habe zugesehen wie eine Zyste am Eierstock und ein Tumor im Mund entfernt wurde. Die dritte Operation hat am Knie eines Patienten stattgefunden. Es war ein fast berauschendes Gefühl bei den Operationen dabei zu sein. Vorher hatte ich angst, ob ich bei einer Operation zusehen kann. Vor allem weil ich ja überlege selber mal in der Richtung zu arbeiten. Ich hatte aber gar keine Probleme damit. Beeindruckt war ich vor allem von der Gelassenheit des Chirurgs. Stromausfall mitten in der OP? Kein Stress, er reagiert einfach gar nicht darauf und macht weiter, während Julia und ich verschreckt in der Ecke stehen. Sehr seltsam fand ich, dass während der OP laufend Bilder für die Homepage gemacht wurden... Das war hier für alle Beteiligten aber normal. Ich hab mich aber dazu entschieden diese Bilder nicht zu posten. Die schwangeren Station ist recht groß, da hier in Afrika einfach viele Kinder geboren werden. Da viele Frauen aber aus den ärmeren Dörfern rund um Chilubula kommen und teilweise echt weite Wege auf sich nehmen gibt es zwei extra Häuser. In denen werden die Schwangeren kostenlos untergebracht, damit sie die Kinder nicht in den Dörfern gebären müssen. Außerdem gibt es das sogenannte MCH ''mother child health''. Bei diesem Projekt können sich Frauen jeden Montag über Risikien wie AIDS informieren. Die Frauen werden auch darum gebeten vor und nach der Geburt regelmäßig an kleinen treffen teilzunehmen bei denen der Verlauf der Schwangerschaft und die Gesundheit der Babys überprüft werden. Ich hatte sogar die Möglichkeit bei diesen Untersuchungen und 2 Geburten dabei zu sein. Eine Geburt live zu erleben war wirklich ein unfassbares Erlebnis welches ich nicht in Worte fassen kann. Vor allem, weil das Baby bei der ersten Geburt erst ein Problem mit der Sauerstoffversorgung hatte und komplett blau angelaufen ist. Das hat dafür gesorgt das ich innerlich in totale Panik verfallen bin. Für die Hebamme war das aber gar kein Grund nervös zu werden und nach wenigen Minuten konnte die 17-Jährige Mutter ihren kleinen Jungen im Arm halten. Diese Erfahrung werde ich garantiert nie in meinem Leben vergessen. Das Krankenhaus hat zusätzlich noch eine extra Versorgung für AIDS erkrankte. Wenn eine Person denkt sich mit AIDS infiziert zu haben kann er dorthin kommen und sich kostenlos testen lassen. Der Test läuft ab wie das Blutzucker messen in Deutschland. Ein kleiner Piks in den Finger und nachdem ein tropfen Blut auf den Teststreifen gegeben wird muss man 15-20 Minuten warten. Ist der Test positiv wird man in eine Kartei aufgenommen und alle 3 Monate mit Medikamenten versorgt. Dabei werden dann auch die Werte des Patienten regelmäßig kontrolliert. Das Labor durften wir uns auch ansehen. Wir wissen jetzt wie Malaria Tests ablaufen, Blutgruppen bestimmt werden, oder wie man in Urinproben nach Erregern sucht. Die Mitarbeiter waren immer dazu bereit uns die ganzen Maschinen zu erklären und haben uns teilweise sogar selber was machen lassen. Denn oft kommen so viele neue Proben von den Stationen und des OPD, dass jede Unterstützung gerne angenommen wird. OPD bedeutet ''Out Patient Department". Dort kümmern sich sogenannte Clinical Officers um die ambulanten Fälle und nehmen sie Stationär auf oder verschreiben Medikamente. Es gibt mehrere Büros die den ganzen Tag über besetzt sind. Nachmittags gibt es dort allerdings sehr wenig zu tun. Bei all diesen Dingen durfte ich während meines Praktikums dabei sein und ich kann gar nicht sagen wie froh ich bin all diese Sachen miterlebt zu haben. Diese Chance hätte ich in Deutschland mit Sicherheit nie gehabt. Dazu kommt das ALLE Arbeiter des Krankenhauses also die Sekretärin, Nonnen, Studenten, Krankenschwestern und Ärzte unfassbar offen und freundlich waren. Wir haben sogar eine kleine Abschiedsparty und ein Abschiedsgeschenk, einen Chitenge, bekommen. Diese Zeit werde ich garantiert nie wieder vergessen und hat mich darin bestärkt, dass ich in dem medizinischen Bereich arbeiten möchte. http://musondajumpundu.blogspot.com/p/blog-page.html der Blog des Krankenhauses! :)
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August 2018
Wer bin ich?
Ich heiße Alicia Meschede bin 19 Jahre alt und komme aus Paderborn. Nachdem ich nun meine Schullaufbahn beendet habe, gehe ich für ein Jahr nach Sambia, Afrika. Zusammen mit meiner Freundin Julia werde ich dort ein Jahr in Mpulungu arbeiten. |