Ich weiß nicht wie viele das von euch wissen, aber Julia und ich sind Pfadfinder in Paderborn. Seitdem wir 6 Jahre alt sind, sind wir Teil der DPSG St. Meinolf und haben uns wöchentlich mit unseren Freunden dort getroffen, dinge unternommen, Aktionen geplant und sind jährlich in ein großes Zeltlager gefahren. Dadurch kannten wir beide uns auch schon bevor wir uns dazu entschlossen haben gemeinsam für ein Jahr nach Sambia zu gehen. Eine jährliche Aktion der Pfadfinder ist der Weihnachtsbaumverkauf vor unserer Kirche. Es werden Weihnachtsbäume besorgt die dann an die Menschen aus unserer Gemeinde verkauft werden und der Erlös des Geldes wird alle zwei Jahre an eine gemeinnützige Organisation gespendet. Dieses Jahr wurden wir von unserem Vorstand gefragt, ob wir denn nicht eine Spende hier in Sambia gut gebrauchen könnten. Uns wurde ein grober Spendenbetrag genannt und wir beide haben uns mal mit unserer Mentorin Rita hingesetzt und überlegt, was man denn mit diesem Geld machen kann. Rita hat dann vorgeschlagen von dem Geld „Milling Meal“ zu kaufen. Das ist das Mehlpulver aus dem die Menschen hier ihr Nshima herstellen. Nshima wird hier, wie ich bereits mal erwähnt habe, jeden Tag gegessen und ist ziemlich sättigend und billig. Rita, die Teil des Kirchenrates unserer Gemeinde hier ist, hat dann mal nachgeforscht wie viele Menschen denn so eine Unterstützung gebrauchen könnten. Unsere Gemeinde ist in 14 kleine Bezirke aufgeteilt und dort hatten die jeweiligen Leiter dann die Aufgabe herauszufinden wie viele arme bzw. kranke Menschen in ihrem Bezirk eine kleine Unterstützung gut gebrauchen könnten. Uns war es nämlich sehr wichtig die Menschen zu unterstützen, die es auch wirklich nötig haben. Aus den zunächst 60 Personen wurden dann recht schnell immer mehr. Rita und ich sind dann also an einem Nachmittag losgegangen zu unserer örtlichen Nshimamehl Fabrik und haben nach einigem berechnen 200 Mehlsäcke mit jeweils 10kg gekauft. Die 2000 kilo Mehl wurden dann mithilfe des Bullis der Priester eingeladen und zu dem Priesterhaus gebracht. Dort wurden sie gelagert bis wir dann gemeinsam mit Julias Familie die Säcke ausgegeben haben. (Julias ganze Familie ist nämlich auch ein Teil unseres Pfadfinder Stammes und ihr Vater ist sogar in unserem Stammesvorstand. Es war also auch aus dieser Sicht eine echt schöne Erfahrung für ihn zu sehen, wofür das Geld denn hier in Sambia benutzt wurde.) Es wurden Namenslisten geführt, die einzelnen Bezirke wurden aufgerufen und die Menschen haben sich versammelt. Viele Leute waren sehr alt, krank, blind oder einfach sehr gebrechlich. Teilweise war das so schlimm, dass sie selber nicht einmal in der Lage waren die 10 kg selber zu tragen. Da mussten dann andere Familienmitglieder aushelfen. Rita hat den außerdem Menschen jeweils die Aktion auf Bemba erklärt, denn da viele aus ärmeren Verhältnissen stammten konnten sie kein Englisch verstehen. Wir Pfadfinder haben dann die Säcke an die Menschen verteilt. Die Dankbarkeit einiger Menschen kann ich echt nicht beschreiben. Mit zittriger Stimme, Tränen in den Augen und einem Blick voller Freude wurden die Säcke entgegengenommen und sich bedankt. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir mit dieser Aktion die Menschen erreicht haben. Ich konnte sehen wie sehr sich die Menschen freuen und vor allem wie nötig sie es teilweise haben. Leider kann ich echt nicht ausdrücken, was es für ein wunderschönes Gefühl war diesen Menschen zu helfen. Auch die Putzfrauen, Gärtner und Arbeiter der Maximilian Kolbe School (die Schule der Priester auf dem Kirchengelände) haben etwas abbekommen und Julia und ich haben auch unseren Arbeitern an der Schule jeweils einen Sack mitgebracht. Die haben sich noch mit am Meisten gefreut. Die Armen arbeiten nämlich jeden Tag ohne Pause und werden von einigen Lehrern teilweise als Laufburschen missbraucht. An diesem Tag aber wollten wir uns auch bei Ihnen für ihre wirklich harte Arbeit bedanken und wurden mit einem ganz großen „DANKE! Möge Gott euch segnen!!“, belohnt während sie vor uns auf dem Boden gekniet haben. Sie konnten es nicht wirklich nachvollziehen, dass wir ausgerechnet Ihnen helfen wollten. Umgerechnet kostet so ein 10 kg Sack etwa 2,50€. Zwei Wochen lang kann eine Person davon leben, wenn sie zu jeder Mahlzeit NUR das Nshima zu sich nimmt. Gibt es Beilagen und morgens vielleicht mal etwas anderes zu essen, dann reicht das Mehl bei einer Person für etwa 3 – 4 Wochen. Mit verhältnismäßig wenig Geld kann man den Menschen hier also wirklich sehr helfen. Daher bin ich unfassbar froh, dass wir dank der Pfadfinder und der Hilfe unserer Mentorin diese Aktion starten konnten. Ohne Rita wäre das alles nämlich definitiv nicht möglich gewesen. Wir schließen es definitiv nicht aus, so eine Aktion eventuell in der Zukunft noch einmal zu starten. Ein weiterer Teil des Spendengeldes ist für die Kinder in unserem Internat benutzt worden. Das Internat unserer Schule gibt es nämlich erst seit einem Jahr und hat keinerlei Spiele oder Unterhaltungsmöglichkeiten für die 30 Kinder dort. Jedes Wochenende langweilen sich die Schüler also oder werden dazu aufgefordert doch einfach zu lernen. Jetzt allerdings haben sie Kartenspiele wie Ligretto, Uno und Werwölfe, Straßenmalkreide, mehrere kleinere Bälle, zwei Sets mit Badminton Schlägern, vier Gymnastikbänder, Gummi Twist und ein großes buntes Schwungtuch. Auch hier kann man den Ausdruck in den Augen der Kinder gar nicht beschreiben, als sie all diese Spielsachen gesehen haben. Die Zeit der Langeweile ist jetzt definitiv erst einmal vorbei. Vor allem das große Schwungtuch hat für viel Aufregung und Spaß gesorgt und wurde natürlich direkt ausgepackt. Auch Sr. Mary und Bana Peter (die „Mutter“ im Internat) hatten damit ihren Spaß. Wir sind dann noch einmal einen Sonntag in das Internat und haben den Kindern die Spiele erklärt und mit ihnen gespielt. Die Kinder waren so froh, dass sie das natürlich direkt ihren Freunden erzählen mussten. Also wurde ich am Montag direkt von meiner Klasse angemacht. „Wieso kriegen nur die Kinder aus dem Internat etwas und wir nicht??!“ „Du hast uns gar nicht lieb!!!“„Ich will auch was Neues zum spielen!!“ Insgesamt glaube ich, dass man sich wirklich nicht vorstellen kann, was man hier mit „ein bisschen“ Geld erreichen kann. Denn Geld hat für die Menschen hier noch einen ganz anderen Wert als für uns. Umso Dankbarer bin ich auch, dass ich diese Erfahrungen hier sammeln konnte. Das waren wirklich einige der schönsten Momente meines Lebens. Dem Pfadfindermotto „Jeden Tag eine gute Tat“ sind wir mit dieser Aktion auf jeden Fall gerecht geworden.
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Letzte Woche waren wir bei den berühmten Kalambo Falls. Naja, zumindest hier in Sambia sind sie berühmt. Denn hierbei handelt es sich um den zweithöchsten Wasserfall Afrikas, denn er ist 221m hoch. Die Kalambo Falls bilden die Grenze zwischen Tansania und Sambia und münden nach etwa 6 Kilometer in dem Lake Tanganyika. Dorthin zu kommen ist aber gar nicht mal so leicht. Entweder man wandert von der Küste aus die 6 Kilometer hoch, oder man umfährt den See und stellt sich der Schotterpiste bis zu der Kalambo Falls Lodge. Julia und ich haben den bequemeren Weg genommen und so lange auf einen unserer Priester eingeredet, bis er uns mit seinem Jeep dorthin gefahren hat. Morgens sind wir aus Mpulungu losgefahren und haben uns nach einem kleinen Zwischenstopp in Mbala (Mbala liegt etwa 36km entfernt) dem Schotterweg gestellt. Für eine Strecke von nicht einmal 40 Kilometern haben wir fast 2 Stunden gebraucht… Und das mit dem hochgebauten Jeep mit all-rad-Antrieb von Father Kapicha. Die „Straße“, wenn man sie denn so nennen kann, bestand aus vielen Steinen, Stöckern und Sand die sich zwischen den Bergen hindurch windet. Gerade angekommen mussten wir natürlich direkt den Eintritt bezahlen. Für die Einwohner kostet das 8 Kwacha (keine 80 cent) und für Touristen umgerechnet etwa 15€. Was ein Glück, dass wir mit unserer Arbeitserlaubnis und dem Jahresvisum den Einheimischen gleichgestellt sind. Mit einem Tourguide sind wir dann den Rundgang um die Falls gelaufen und haben uns den Wasserfall von verschiedenen Seiten angesehen. Bei dem Anblick der steilen Klippen und dem tiefen Fall des Wassers wurde mir schon ein wenig mulmig zu mute. Leider musste ich auch feststellen, wie unsportlich ich tatsächlich geworden bin. Sport war ja noch nie so mein Ding, aber in Deutschland bin ich immerhin mit dem Fahrrad zur Schule gefahren und Treppen gelaufen…. Hier gibt es aber kaum Treppen und ich habe auch kein Fahrrad. Nach nur ein paar Stufen war ich also schon aus der Puste und habe mich die letzten Treppenstufen hochgeschleppt. Der Ausblick hat sich aber definitiv gelohnt! Mit Muffins und kalten Getränken haben wir den Nachmittag dann noch ausklingen lassen und sind dann wieder zurück nach Mpulungu gefahren. |
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August 2018
Wer bin ich?
Ich heiße Alicia Meschede bin 19 Jahre alt und komme aus Paderborn. Nachdem ich nun meine Schullaufbahn beendet habe, gehe ich für ein Jahr nach Sambia, Afrika. Zusammen mit meiner Freundin Julia werde ich dort ein Jahr in Mpulungu arbeiten. |