Ich hatte nur zwei Wochen in meinem Projekt und dann ging es für mich auch schon wieder los, denn der nächste Urlaub stand schon vor der Tür. Die Kinder haben die Tests geschrieben und fast alle haben sie sogar bestanden. Julia und ich sind zu Beginn der Ferien über das Wochenende Sr. Juliet in ihrem neuen Zuhause in Chilonga besuchen gefahren. Das war wirklich ein besonders schöner Trip, denn es hat sich so ein bisschen so angefühlt wie die Mutter wiederzusehen. Sie hat uns auch jeder Person immer als ihre Kinder vorgestellt und war sichtlich stolz, dass wir sie besuchen gefahren sind. An ihrer neuen Einsatzstelle in einer Schule für Krankenpfleger hat sie einen weniger hektischen Alltag und genießt ihren Freiraum. Die Schule ist angeschlossen an ein großes Krankenhaus, das ebenfalls von den Sisters geführt wird. Insgesamt 7 Schwestern leben dort im Konvent und haben uns sehr herzlich aufgenommen. Das Essen dort war außerdem besonders lecker und es ist uns schwer gefallen Sr. Juliet nach nur ein paar Tagen wieder zu verlassen. Gemeinsam mit Stella haben wir uns dann auf den Weg in die Hauptstadt gemacht. Von dort aus ging es für uns drei in die Hauptstadt Malawis, Lilongwe. Dort haben wir uns hauptsächlich mit einem Tuk Tuk fortbewegt. Tuk Tuk’s sind kleine Autos mit 3 Rädern die hier in Afrika oft als Taxis benutzt werden. Patrick war der Tuk Tuk Fahrer unseres Vertrauens und hat uns bei dem Geld wechseln und dem Kaufen der Bustickets geholfen. Lilongwe an sich ist keine besonders schöne Stadt und im Vergleich zu Lusaka ziemlich rückständig. Deshalb ging es für uns auch schnell weiter an den Lake Malawi. In Cape Maclear haben wir ein paar Tage entspannt, sind im See geschwommen, waren Schnorcheln, sind mit einem Boot gefahren, von Felsen gesprungen und haben Fischadler gefüttert. Außerdem konnten wir jeden Abend den atemberaubenden Sonnenuntergang bei unserem Abendessen sehen. Zurück in Lilongwe sind wir dann abends noch in den Bus nach Tansania eingestiegen. Normalerweise herrscht in weiten Teilen Afrikas ein Nachtfahrverbot, da bei den doch nicht immer so gut ausgebauten Straßen oft Unfälle passieren. (Vor allem nachts) Es gibt aber leider keinen Bus der tagsüber nach Tansania fährt, also mussten wir wohl oder übel über Nacht fahren. Diese Busfahrt war wirklich eine Fahrt von der ganz besonderen Sorte. Der Bus war besonders klapperig, die Fenster haben geklemmt, es hat rein geregnet und ich bin mir recht sicher, dass unser Busfahrer betrunken war. Die Halterung des Sitzes von Stella und mir war außerdem kaputt, das heißt wir sind die ganze Fahrt über hin und her geschaukelt. Zum schlafen war das nicht sonderlich angenehm, denn jedes Schlagloch hat uns in die Luft befördert. An der Grenze zu Tansania wollten uns die Busfahrer dann erst nicht weiter mitnehmen. Denn das Beantragen des Visums dauert bei uns Europäern nun mal etwas länger als bei Afrikanern. Wir haben es aber doch noch rechtzeitig in den Bus geschafft. Wir hatten Tickets gekauft, die uns von Lilongwe bis nach Mbeya (eine Stadt im Süden Tansanias) bringen sollten. Da wir aber keine Ahnung hatten wie genau Mbeya aussieht wussten wir natürlich auch nicht wann und wo wir aussteigen müssen. Diese Entscheidung wurde uns aber abgenommen als wir irgendwann einfach aus dem Bus geschmissen wurden. Vollkommen ratlos standen wir dann mit unserem Gepäck am Straßenrand und haben uns erst einmal eine Sim Karte gekauft. Denn die Tansanier im Süden des Landes sprechen kein Englisch, sondern nur Kiswahili. Wir haben dann also mit dem Handy unseren Standort gesucht und festgestellt, dass uns der Bus 15km vor Mbeya raus gelassen hat. Wir mussten uns dann also ein Taxi nehmen, um von dort aus zu unserer Unterkunft zu fahren. Nach 19 – 20h im Bus mussten wir uns erst einmal ausruhen. In der Innenstadt Mbeyas haben wir dann den Lawrence getroffen. Lawrence kommt aus Tansania, konnte sich mit uns aber fließend auf Deutsch unterhalten. Er hat sich die Sprache selber beigebracht und möchte irgendwann gerne mal nach Deutschland kommen. Mit ihm sind Julia und ich dann am nächsten Tag zur Gottesbrücke, der Daraja la Mungu, in Tukuyu gefahren. Diese Brücke ist vor geschätzt 1.800 millionen Jahren entstanden als ein Fluss durch die heiße Lava des Rungwe Vulkans geflossen ist. Stella war leider ein bisschen krank und ist deshalb in der Lodge geblieben. Unsere nächste Station war dann Mbinga. Dort hat Philipp, ein Freiwilliger den wir bei unserem Zwischenseminar im Januar kennengelernt haben, seine Einsatzstelle. Der war aber zu dem Zeitpunkt in Litembo, bei zwei weiteren Freiwilligen. Philipp, Ines und Felix sind über das BDKJ in Tansania und auch 12 Monate in Afrika. Am nächsten Tag sind wir die Drei besuchen gefahren. Litembo ist kein richtiges Dorf, sondern eher eine große Krankenhausstadt in den Bergen Tansanias. Eine kleine Straße führt zu dem großen Krankenhaus mitten im nichts. Vor über 50 Jahren haben Deutsche dieses Krankenhaus aufgebaut. Meise hat damals das Krankenhaus mit aufgebaut und wohnt auch heute noch dort. Außer dem Krankenhaus gibt es dort fast nur die Häuser der Krankenhausangestellten, eine Kirche und ein kleines Kloster. Viele Menschen aus den umliegenden Dörfern kommen nach Litembo, um sich dort behandeln zu lassen. Felix und Ines wohnen dort in einem Gästehaus mit Melanie und Chris, zwei weiteren Deutschen. Melanie macht im Krankenhaus ein praktisches Semester im Rahmen ihres Medizin Studiums und Chris arbeitet in Litembo ein Jahr lang als Elektriker. Es war wirklich schön Philipp, Ines und Felix wiederzusehen. Wir haben sehr viel gequatscht, ein Lagerfeuer gemacht und sind sogar ein bisschen wandern gegangen. Für uns Sambia Mädels grenzte dies an eine Katastrophe. Nach fast 9 Monaten ohne jeglichen Sport sind wir den geübten Wanderern quasi hinterher gehechelt und waren ziemlich fertig. Wir haben uns sogar ein bisschen für unsere fehlende Kondition geschämt. Die Aussicht über die umliegende Landschaft war die Anstrengung aber auf jeden Fall wert. Nach der Wanderung konnten wir uns bei Hildegart außerdem bei einer Wurstplatte wieder gut stärken. So viel leckere Wurst hatten wir seit 9 Monaten nicht mehr. Felix hat uns dann noch eine Führung durch das Krankenhaus gegeben und uns die verschiedenen Stationen gezeigt. Zwischen diesem Krankenhaus und dem in Chilubula, in dem Julia und ich letzten Dezember ein Praktikum gemacht haben, liegen Welten. Das Krankenhaus in Litembo hat ein Röntgengerät, zwei OPs, eine echt große Apotheke, zwei Inkubatoren, eine Physiotherapie und sogar ein EKG Gerät, mit dem nur leider niemand umgehen kann. (Das Gerät stammt nämlich aus Deutschland und ist auf Deutsch.) Einmal im Jahr kommt außerdem ein deutscher Augenarzt und operiert über eine Woche lang kostenlos Patienten. Ich war wirklich beeindruckt, wie fortschrittlich die Arbeit dort im Vergleich zu den Krankenhäusern ist, die ich hier in Sambia gesehen habe. Bald darauf mussten wir uns aber auch schon wieder verabschieden, denn unser Urlaub war schon fast wieder vorbei. Es war wirklich cool die anderen Freiwilligen wieder zu sehen und sehr interessant andere Einsatzstellen zu besuchen. Es hat mich außerdem echt beeindruckt, dass alle drei fließend Kiswahili sprechen können. Da die Tansanier kein englisch sprechen, mussten sie nämlich die Landessprache lernen und können sich jetzt problemlos verständigen. Nach einem kurzen Stop in Mbinga mit Philipp ging es für uns in die Hauptstadt Tansanias. In Dar es Salaam waren wir im Kino, haben europäisches Essen gegessen und sind noch einmal ordentlich Souvenirs shoppen gegangen. Zurück nach Sambia ging es dann wieder mit der Tazara, dem Zug der zwischen den Hauptstädten Sambias und Tansanias hin und her fährt. Bereits im Dezember und Januar haben wir den Zug auf unserer Reise genutzt. Nach 3 Wochen sind wir dann sonntagabends, rechtzeitig zum Beginn des neuen Terms, wieder in Mpulungu angekommen. In diesen 23 Tagen Urlaub haben wir 6091km zurückgelegt und saßen über 124 Stunden im Bus oder Zug. Umgerechnet waren wir also fast genau so lange in einem Fahrzeug, wie im Urlaub. Dennoch hat sich die Reise wirklich gelohnt.
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August 2018
Wer bin ich?
Ich heiße Alicia Meschede bin 19 Jahre alt und komme aus Paderborn. Nachdem ich nun meine Schullaufbahn beendet habe, gehe ich für ein Jahr nach Sambia, Afrika. Zusammen mit meiner Freundin Julia werde ich dort ein Jahr in Mpulungu arbeiten. |